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Pastor Edward Kim

„...ich bin sehr froh, dass ich keine theologische Ausbildung in Korea gemacht habe, denn auf diese Weise habe ich alles in Israel gelernt, frei von Vorurteilen und falscher Bibelauslegung“

Ich heiße Edward Kim und ich wurde in Südkorea geboren. Seit 22 Jahren war ich als Missionar in Israel am Evangelisationsdienst tätig und ich liebe Israel sehr. Wie es überhaupt dazu gekommen ist, dass ich einen Ruf für die jüdische Evangelisation bekommen habe, ist eine lange Geschichte. 1991 hat der Herr mich zu seinem Dienst berufen, doch damals wusste ich überhaupt noch nicht, zu welchem Volk Er mich senden wollte. Mein Pastor in Korea hat mich eines Tages plötzlich angesprochen und mir mitgeteilt, dass es ihm auf dem Herzen lag, jemanden als Missionar nach Israel zu schicken und dabei hatte er an mich gedacht, was mich total überraschte! Ich wusste schon, dass Israel existiert, aber für mich war es ein fremdes Land, das ganz anders als im Alten Testament war, und ich hatte überhaupt kein Verständnis darüber, wie der Herr Israel heute ansieht und was für Pläne Er für dieses Volk hat. Ich habe den nächsten Tag im Gebet verbracht und dabei den Römerbrief 9-11 gelesen, und langsam aber sicher wurden meine Augen geöffnet und ich habe vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben verstanden, was Paulus hier über Israel lehrt. Ich habe mich entschieden, nur für einen Monat nach Israel zu gehen, mich dort umzusehen und verschiedene Dienstmöglichkeiten zu erforschen. Doch in meinem Herzen war ich mir sicher, dass ich bald in Korea zurück sein werde, eine Pastorenausbildung machen und mein Leben zu Hause anfangen werde. Aber das Wunderbare geschah! Nachdem ich mit meiner Frau zusammen damals für diesen einen Monat nach Israel ging, sind wir nie mehr zurückgekommen! In den letzten 20 Jahren hat der Herr nicht nur mein Verständnis über Seine Beziehung zu Israel, sondern auch meine ganze Denkweise verändert – von außen bin ich ein Koreaner, doch in meinem Herzen ein Israeli! Ich bin dem Herrn sehr dankbar, dass Er mich dazu berufen hat, in Israel zu leben und zu dienen, und so wie Ruth es eines Tages gesagt hat: ”Dein Volk wird mein Volk sein, und dein Gott mein Gott”, so hat es sich auch in meinem Fall ergeben. Ich scherze immer, dass ich ein richtiger Jude bin und meine Freunde in Israel sagen mir auch, dass ich der erste koreanische Jude bin, den sie kennen gelernt haben!

Wie aber hat Ihr Dienst in Israel angefangen? Wo haben Sie die Sprache und die Kultur gelernt?

Am Anfang arbeitete ich mit einer Organisation zusammen, die sich auf den Universitätsdienst konzentrierte und junge Israelis evangelisierte. Gleichzeitig habe ich einen Sprachkurs belegt, und die hebräische Sprache war für mich so leicht zu lernen, dass ich nicht nur ein Master-Programm erfolgreich abgeschlossen habe, sondern zur Zeit auch meine Doktorarbeit schreibe. Israelis, die mit mir studieren, wundern sich immer, wenn sie aus meinem Mund ein akzentfreies Hebräisch hören! 

 

Erinnern Sie sich an ganz besondere Ereignisse am Anfang Ihres Lebens in Israel?

Als ich in Ben Gurion gelandet bin, hatte ich vor allem Angst vor der Sprache, dem unbekannten Land und den orthodoxen Juden, die ganz in Schwarz bekleidet sind. Doch über die Jahre hat der Herr mein Herz ganz verändert, und das empfinde ich als das größte Ereignis überhaupt! Ich habe an sehr vielen Evangelisationsveranstaltungen teilgenommen, habe meine Theologie direkt im Dienst gelernt und ich bin sehr froh, dass ich keine theologische Ausbildung in Korea gemacht habe, denn auf diese Weise habe ich alles in Israel gelernt, frei von Vorurteilen und falscher Bibelauslegung.

 

Sie haben drei messianische Gemeinden in Israel gegründet. Könnten Sie uns bitte ein wenig davon erzählen?

Die erste Gemeinde wurde eigentlich von einem Gläubigen aus der Ukraine gegründet und ich habe ihn von Anfang an dabei sehr unterstützt. Jetzt ist diese Gemeinde ein Teil einer größeren Gemeinde geworden und wächst auch weiterhin, worüber ich sehr froh bin. Für die Gründung der zweiten Gemeinde haben wir uns mit zwei Einwanderer-Ehepaaren (auch aus der Ukraine) zusammen getan – und heute, acht Jahre später haben wir ungefähr um die 60 Leute in unseren Gottesdiensten. Eine Gemeinde zu gründen ist ein zeitaufwändiges Unternehmen und ich hätte nie gedacht, dass der Herr mich dazu benutzen würde, sogar zwei Gemeinden in fünf Jahren anzufangen. Die dritte Gemeinde hat bei uns zu Hause mit fünf Leuten angefangen und wuchs in sechs Monaten bis auf 70 Leute an, wobei wir zur Zeit schon ungefähr 150 Menschen in unseren Gottesdiensten haben. Dies ist eine Hebräisch sprechende Gemeinde, die „Freunde des Herrn“ heißt, und sehr international ist – es gibt hier Koreaner, Ukrainer, Menschen aus vielen Nationen, die aber alle Hebräisch beherrschen und so zusammen Jeschua preisen.  

 

Gibt es etwas ganz Besonderes hinsichtlich der Evangelisation in Israel?

Als erstes hat Israel eine vielfältige Gesellschaft, nicht nur weil es dort viele ethnische Gruppen gibt, sondern auch weil die Israelis sich auch in ihrem Glauben voneinander unterscheiden: es gibt orthodoxe, konservative und liberale Juden, es gibt säkulare Juden aber auch solche, die in der New Age (Esoterik) Bewegung ganz aktiv sind. Als Missionare müssen wir also daher jede dieser Gruppen auf eine besondere Weise ansprechen, damit das Evangelium für sie klarer wird. Zum Beispiel wenn ein orthodoxer Jude zum Glauben kommt, ist es einfacher für ihn, daran zu glauben, dass Jeschua der Messias Israels ist, als daran, dass Er auch Gottes Sohn war. Doch mit der Zeit und durch das viele Studieren der Schrift kommen auch solche Leute zum richtigen Verständnis von Jeschuas Identität. Wir machen auch ganz viele Evangelisationseinsätze während der New Age-Konzerte, und letztes Jahr sind 35 Israelis in drei Tagen zum Glauben an Jeschua gekommen! Unsere Präsenz im Internet, wie zum Beispiel auf Facebook, ist auch stark, und wir versuchen auch, durch andere Medien Israelis mit dem Evangelium zu erreichen.

 

Wie ist ihre Beziehung zu christlichen Gemeinden? Unterstützen sie Ihre Arbeit? Sind Sie auch möglicherweise auf Antisemitismus gestoßen?

Ich würde es nicht Antisemitismus nennen, doch viele Gemeinden und einzelne Christen glauben heute an Ersatztheologie, die besagt, das die Kirche Israel ersetzt hat und Israel von Gott verstoßen wurde. Viele Koreaner und Amerikaner, die ich hier getroffen habe, glauben ganz fest daran und deswegen schlägt ihr Herz nicht für die jüdische Evangelisation. Wenn ich mit Vorträgen in Christlichen Gemeinden vorspreche, gehe ich durch die ganze Heilsgeschichte der Bibel, vom ersten Buch Mose bis zur Offenbarung, und ich versuche diesen Gläubigen zu zeigen, dass der Herr Israel für ganz bestimmte Zwecke auserwählt hat, damit Er die ganze Menschheit von Sünde befreien kann.

 

Wie sehen Sie die messianische Bewegung an? Gibt es Unterschiede zwischen ihr und der Kirche?

Es ist interessant, dass Sie mir diese Frage stellen, denn genau damit befasst sich meine Doktorarbeit: was ist eine eingeborene messianische Gemeinde – ich meine, eine jüdische Gemeinde, die in Israel auf Hebräisch den Messias preist? Einerseits sehe ich, dass ganz viele westliche Theologien Israels Gemeinden beeinflussen. Ich will nicht sagen, dass sie alle inkorrekt sind, doch manche Lehren schaden sogar unserer Evangelisationsarbeit und machen uns in den Augen von Israelis nicht erwünscht. Anderseits gibt es aber auch immer noch ein starkes Identitätsdurcheinander im Inneren der messianischen Bewegung und viele jüdische Gläubige sind sich nicht so sicher, wie man gleichzeitig ihre jüdische Identität, aber auch ihren Glauben an Jeschua ausleben kann. Und deswegen gibt es auch in unserer Bewegung viele verschiedene Theologien und Lehren in dieser Hinsicht. Für mich ist die messianische Bewegung nicht besser oder von größeren Wichtigkeit als der Rest der Christen, sondern sie hat eine eigene Rolle zu spielen und sie wird vom Herrn auf eine andere Art und Weise gebraucht als die restliche Gemeinde des Herrn. In Seinem Wort hat Er versprochen, Israel nie zu verstoßen und auch, dass am Ende das ganze Volk sich bekehren wird – und daran glaube ich ganz fest.

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